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Akademie für Quietive Methoden
Übersetzung ins Deutsche – aus der Presse – Mladá Fronta, 1978, Prag, Tschechien:
Es gibt musikalische Menschen und solche, die behaupten, dass ihnen die Musik nichts sagt. Die zweite Gruppe hat nicht ganz Recht, denn jedermann wird von Melodien und Tönen beeinflusst. Der Unterschied ist, ob ein Mensch die Musik liebt oder nicht, genauer gesagt – ob er eine bestimmte Musik gerne oder nicht gerne hat. Die Musik wird auch von Tieren wahrgenommen und manche Versuche deuten an, dass nicht mal Pflanzen gegenüber der Musik unsensibel bleiben. Klar ist, dass der Einfluss der Musik auf den Menschen am größten ist. Die Musik kann bei Menschen eine gestimmte Stimmung einleiten, doch sie spielt auch in seinem physiologischen Bereich eine Rolle: Sie regelt rhythmische Funktionen der inneren Organe, den Muskeltonus und die Durchblutung, manchmal auch gegen unseren Willen. Auf Grund solcher Fähigkeiten kann Musik auch heilen.
Mit einer gut ausgewählten Melodie und geeignetem Rhythmus lassen sich Zustände der Angst, der Hoffnungslosigkeit, der Traurigkeit und der Verspannung lindern. Dies gehört in Bereich der zivilisatorischen Krankheiten. Die Heilung mit der Musik wird Musiktherapie genannt. Sie ist eine neue medizinische Methode, die sich sehr schnell verbreitet.
Bei uns wird die Musiktherapie in den psychiatrischen Kliniken genutzt. Seit März 1977 wird sie auch in Franzensbad angewandt. Sie setzt sich aus einem Zyklus von jeweils 6 Sitzungen in den Nachmittagsstunden. Dann wird der Mensch physiologisch ruhiger, die meisten Kuranwendungen sind schon absolviert worden und jede Patientin verfügt über genügend Zeit sich für eine halbe Stunde in einen bequemen Sessel zu setzen, um sich nur der Musik zu widmen.
Ich gehörte zu denjenigen, denen diese Neuigkeit verschrieben wurde und so war ich gehörig neugierig. Die erste Lektion begann: In einem kleinen Saloon stehen zwölf Sessel. Einige Bilder hängen an der Wand. Die Gardinen sind zugezogen, damit während des Zuhörens ja nichts stört, nicht das Licht und nicht das, was draußen geschieht. Wir erfahren, dass wir während der Musiktherapie entspannt und ruhig sitzen sollten, nicht herumlaufen und nicht sprechen dürfen. Nur unsere Gedanken sollten wir frei fließen lassen.
Am Anfang war dies nicht so einfach. Die erste Lektion nahmen wir alle etwas leichtsinnig. Und als die Zauberstimme von Demis Roussos anfing zu singen, war uns eher nach Tanzen, als nach einem disziplinierten Zuzuhören. Aus zwei Lautsprechern tönt die stereophone Aufnahme weiterer Sänger, sowohl die der ausländischen als auch die der tschechischen. Alle Kompositionen sind durch deutliche Bässe charakterisiert, alle haben den gleichen Rhythmus, anfangs nicht zu langsam und nicht zu schnell. Auch wenn uns der Rhythmus beim ersten Zuhören die Finger und Zehen bewegen ließ, allmählich wirkte er beruhigend. Mann hatte das Gefühl unter einer wohltuenden Dusche zu stehen. Als ob die Ruhe und Harmonie ins Gehirn über alle Poren seines Körpers eindringen würde. Obwohl sich die folgenden Sitzungen in ihren Rhythmen und dem Anteil an rhythmischen und melodischen Elementen unterschieden haben, wirkten sie so, dass wir den Wechsel kaum bemerkten.
Vor Beginn des ganzen Zyklus bedauerte ich, dass meine Nachmittage sechsmal hintereinander besetzt werden und ich habe mir vorgenommen, wenigstens einmal zu verschwinden und lieber irgendwo spazieren zu gehen. Diese Entscheidung wurde immer schwächer. Jede Lektion gefiel mir zunehmend mehr als die vorherige und nach ihrem Ende freute ich mich schon auf die nächste. Damit war ich nicht alleine. Alle zwölf Patientinnen, die in der Gruppe an der Musiktherapie teilnahmen, beendeten diese angenehme Behandlung in voller Anzahl.
„Eine Kurorttherapie soll eine ganzheitliche Runderneuerung des Patienten bewirken. Die notwendige Voraussetzung dazu ist auch sein Wohlbefinden. Daher sind alle, wirklich modernen Kurorte ohne irgendeine Art der psychotherapeutischen Behandlung heute undenkbar.“, sagte mir MUDr. Robert Kovarik, Chefarzt der Kuranstalt Pawlik und Autor der „Heilung mit der Musik“ in Franzensbad.
„Musiktherapie, die auf der emotional wichtigen, nonverbalen Ebene wirkt, stellt eine der wichtigsten Arten der Psychotherapie dar. Über Musik kann weder diskutiert werden noch lässt sich Musik ignorieren. Dank dem Verständnis des Vorstandes von Franzensbad, insbesondere des Direktors MUDr. Karel Jirásek, ist mir gelungen, die Idee der Musiktherapie, die an die Bedürfnisse der Kurorttherapie angepasst wurde, zu verwirklichen. Die ersten therapeutischen Sitzungen begannen im März 1977 nur für ausgewählte Patientinnen der Kurklinik Pawlik. Unsere Erfahrungen der vergangenen Zeit zeigten gute Resultate sowohl in dem medizinischen Aspekt, als auch aus der wirtschaftlichen Sicht. Wenn wir bei einer halbstündigen Sitzung mit jeweils zwölf Patientinnen rechnen, handelt es sich eigentlich um zwölf Kuranwendungen. Bei zwei Stunden täglich macht das insgesamt 48 Kuranwendungen, für die keine weiteren finanziellen Investitionen nötig sind, nur eine Reproduktionsanlage und eine eingeschulte Kraft. Die Patientinnen sind von der Musiktherapie begeistert. Ich bin überzeugt, dass, sofern sie es nicht schon früher taten, die Frauen sich ab jetzt eine beruhigende Musik auswählen und bei der richtigen Konzentration auch zu Hause abspielen lassen werden, um sich auf diese Weise die gute Stimmung zu bewahren, von der auch unsere physische Kondition in ganz wesentlichem Umfang abhängt.“
Milena Hrusková